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Schafhof zu Lützenhardt

50 Jahre später, im Jahre 1320 erscheint Lützenhardt in einer Urkunde wiederum, aber nun nicht mehr als ein Familienname, sondern als Ortsname. Da heißt es, dass ein Herr Marquard aus Horb dem Kloster Alpirsbach zwei Wiesen in Lützenhardt und ein Gut in Tumlingen übertragen habe. Wir erfahren auch, dass um 1338 der Schafhof dem Kloster Bebenhausen gehört hat.

Kloster Bebenhausen

Dieses Kloster war um 1187 vom damaligen Pfalzgrafen von Tübingen, Rudolf 1, gegründet worden. In der Folgezeit wurde es von den Pfalzgrafen, zu deren Herrschaftsbereich auch das Waldachtal, Dornstetten, Pfalzgrafenweiler und Altensteig gehörten, immer wieder mit Gütern beschenkt, so auch irgendwann einmal mit dem Schafhof zu Lützenhardt. Das Kloster besaß außerdem um 1340 in Lützenhardt außer dem Hof auch noch die zugehörigen Gülten (Steuern) und sonstigen Einkünfte, und das gleiche auch in Cresbach. In Vesperweiler gehörten ihm der "Mönchshof" und die Zehntrechte für die dortige Pfarrkirche, und in Waldach eine Mühle, die für Tumlingen, Hörschweiler, Lützenhardt und Waldach die "Bannmühle" war, was bedeutete, dass die Bauern aus diesen Orten nur dort und nirgendwo anders ihr Getreide mahlen lassen durften. Außerdem besaß das Kloster Bebenhausen noch in Salzstetten größeren Grundbesitz.

Als die Pfalzgrafen von Tübingen mehr und mehr an politischer Macht verloren, verkauften sie Stück um Stück ihres verschuldeten Besitzes, das meiste davon an das Haus Wirtemberg. 1293 hatten sie unter anderem auch ihr Gebiet um Horb an die Grafen von Hohenberg verkauft. Damit hatte dieses Grafengeschlecht die Oberherrschaft auch über Salzstetten und Lützenhardt sowie die Lehensoberhoheit über das Gut zu Lützenhardt erworben. 

Grafschaft Hohenberg 1293 - 1381


Die Hohenberger sollten ihre Grafschaft Hohenberg allerdings nur 88 Jahre lang behalten. 1273 war der schwäbische Herzog Rudolf von Habsburg von den Fürsten des Reiches zum König gewählt worden. Diese neue Stellung hätte er gerne dazu genutzt, um die Könisgewalt zu stärken und um seine Hausmacht zu vergrößern. Dazu bot sich ihm der Herzogstuhl in Schwaben an, der seit dem Fall der Staufer um 1268 noch immer unbesetzt war. Allerdings fühlte er sich nicht stark genug, dies auf einmal und ohne Kampf zu erreichen, deshalb ging er daran, nach und nach zwischen Vorarlberg und dem Oberrhein eine größere Zahl von verstreut liegenden Besitztümern zu erwerben mit dem Ziel, daraus einmal ein großes zusammenhängendes Herrschaftsgebiet zu machen. Dieses Ziel haben jedoch weder er noch seine Nachkommen erreicht.

Vorderösterreich

Das ersehnte "Vorderösterreich" blieb immer Stückwerk, bis es 1805 auf Befehl Napoleons teils dem neu errichteten Königreich Württemberg, teils dem ebenfalls neu geschaffenen Großherzogtum Baden zugeschlagen wurde. Im Zuge dieser schrittweisen Besitzerwerbungen des Hauses Österreich wurde 1381 auch die Grafschaft Hohenberg österreichisch, und damit auch Lützenhardt im Waldachtal. Zusammen mit Salzstetten gehörte es zum Obervogteiamt in Horb, Sitz der "Oberherrlichkeit" war Innsbruck. Dort wurden bis 1805 auch für die verschiedenen Lehensherren des Hofes zu Lützenhardt die Verleihungsurkunden ausgestellt und mit dem kaiserlichen Siegel ausgestattet.

Während Lützenhardt 424 Jahre lang österreichisch war, wurden die Nachbarorte nach und nach wirtembergisch: Pfalzgrafenweiler 1421, Hörschweiler 1511, Cresbach, Vesperweiler, Ober- und Unterwaldach, Vörbach und Tumlingen 1625. Dornstetten hatte das Haus Wirtemberg bereits 1320 erworben. So stellte Lützenhardt mit seiner kleinen Gemarkung einen winzigen Gebietszipfel am äußersten westlichen Ende der vorderösterreichischen Grafschaft Oberhohenberg dar, rings umgeben von wirtembergischen Orten.

Was wir aus der langen Geschichte des Hofes zu Lützenhardt bis ins 18. Jahrhundert hinein erfahren, gibt uns nicht viel mehr als Auskunft über die verschiedenen "Oberherrlichkeiten", also die Lehensherren, denen er unterstellt war, die den Hof gekauft, besessen und wieder verkauft oder vom Hause Österreich eine Zeitlang zu Lehen erhalten haben. Von den eigentlichen Bewohnern, den "Maiern", d.h. den Verwaltern, den Knechten und Mägden oder irgendwelchen Taglöhnerfamilien erfahren wir nichts. Keiner der Grundherren hat selbst dort gewohnt. Sie besaßen fast durchweg mehrere Höfe und Dörfer gleichzeitig, von deren Erträgen sie lebten. Das ursprüngliche Geschlecht der Lutz zu Lützenhardt hat es übrigens noch bis ins 17. Jahrhundert gegeben. Der Letzte seines Geschlechts, Christoph Lutz zu Lützenhardt, war Stadtschreiber in Rottenburg und hat 1609 eine Rottenburg Chronik verfasst.

Bauerntum im Mittelalter

Die Landwirtschaft in Franken und Schwaben wurde im Mittelalter überwiegend von Kleinbauern betrieben. Großgrundbesitz und Großbauern wie im nördlichen Deutschland gab es hier kaum, und freie Bauern wenige. Die bäuerliche Bevölkerung war in der Regel leibeigen, und zwar in mehrfacher Abhängigkeit: dem Gerichtsherren mussten sie "Fronden" leisten, dem Grundherren "Gülten", und dazu meist noch andere Abgaben, die örtlich verschieden waren, darunter der "Zehnte" an den Kirchenherren, und zwar den "Großen Zehnten" vom Feldertrag, den "Kleinen Zehnten" von der Hack- und Gartenfrucht, und den "Blutzehnten" vom Vieh. Außerdem gab es noch direkte Landessteuern und später noch außerordentliche Steuern, die sogenannten Schatzungen. Die wirtschaftliche Lage der Bauern war infolgedessen nicht gut, und sie wurde im 15. Jahrhundert noch schlechter durch die wachsende Oberbevölkerung und die daraus entstehende Güterzersplitterung. Dazu kam noch, dass die Landesherren zur Deckung ihrer weiter steigenden Ansprüche die Steuern erhöhten, was die Bauern als Unrecht empfanden. Es ist daher nicht verwunderlich, dass es schließlich um 1500 in Südwestdeutschland zu Bauernunruhen kam.

Während der mehr als vierhundert Jahre, in denen der Hof' zu Lützenhardt unter österreichischer Lehenshoheit stand, hat er mit Sicherheit elfmal den Besitzer gewechselt, wahrscheinlich aber noch öfter. 1389 erhielt ihn Hans von Steinhilben zu Leben. Dieser hat ihn dann 1427 für 130 Gulden an das Spital zu Horb verkauft, das bereits eine Hälfte von Salzstetten besaß. 1429 hat der Spitalpfleger von Horb beurkundet, dass dem Horber Spital vom Kloster Bebenhausen 130 Gulden für den Hof zu Lützenhardt erstattet wurden. Wie lange diesmal der Hof' im Besitz des Klosters Bebenhausen verblieben ist, wissen wir nicht, es ist nur bekannt, dass er um die Mitte des 15. Jahrhunderts der Familie von Emertshofen gehört hat, bis ihn Ludwig von Emertshofen verkaufte, und dass dieser den Hof 1476 von der Herzogin Mathilde von Österreich zu Leben empfangen hat.

Um diese Zeit erscheint in den Urkunden ein Michael Schütz, Altschultheiß von Horb, als Käufer oder Verkäufer von Liegenschaften an verschiedenen Orten. 1470 hatte er bereits ein Gut in Salzstetten dem bereits genannten Ludwig von Emertshofen abgekauft, und 1481 erhielt er vom Hause Österreich den Hof zu Lützenhardt zu Lehen, der damals aus einem Wohnhaus, einer Scheuer, einem Schopf und einem kleinen Taglöhnerhaus bestanden hat. Noch im gleichen Jahr hat Michael Schütz auch das Dorf Tumlingen gekauft. Zwei Jahre danach hat er aber sowohl Tumlingen samt der zu Tumlingen gehörenden "Lützenhardter Mühle" als auch den Hof zu Lützenhardt wieder verkauft an Georg von Ehingen. Vermutlich war es dessen Sohn, der 1483 den Hof zu Lützenhardt daraufhin zu Leben erhielt. 1500 wurde der Hof Hans von Neuneck aus Cresbach verliehen. Der hatte 1498 auch schon Tumlingen gekauft, das bis 1652 der Familie von Neuneck verblieb, als diese all ihre Liegenschaften in Cresbach, Waldach, Vörbach, Tumlingen und Wörnersberg an den Herzog Johann von Wirtemberg verkaufte. Lützenhardt wurde damals nicht an die Wirtemberger verkauft, vielmehr wurde der Hof zu Lützenhardt 1652 Herrn Hans Eitel von Neuneck "aus ganz besonderer Gnade" vom Erzherzog von Österreich verliehen. Als nach dessen Tode das Leben wieder frei wurde, bekam der herzogliche Kammerdiener Martin Krauß den Hof für seine treuen Dienste zu Lehen, danach 1676 Christian Rudolph Krauß, 1677 Dr. Melchior Flieschauer und 1689 Josef Franz Yempauer - alles kaiserliche Beamte in Oberösterreich, die den Hof nie gesehen haben.

Herzogtum Wirtemberg

Ringsum war inzwischen die Herrschaft Wirtemberg, seit 1495 Herzogtum, recht groß geworden. Ihr Herrschaftsgebiet war jedoch nicht zu einem abgerundeten Territorium zusammengewachsen, es glich vielmehr einem auf den ersten Blick fast unentwirrbaren Durcheinander von wirtembergischen und anderweitigen Gebietsfetzen in einem Raum etwa zwischen Möckmühl im Norden, Tuttlingen im Süden, Wildbad und Hornberg im Westen und Heidenheim im Osten, so dass man sich heute fragt, ob es überhaupt regierbar war. Hauptsächlich jedoch auf Grund einer sehr straffen Verwaltung blieben dem Herzogtum irgendwelche Staatskrisen, etwa infolge der Zweiteilung von 1442 bis 1482, der zeitweiligen Vertreibung des Herzogs Ulrich bei gleichzeitiger Übernahme der Regierungsgewalt durch das Haus Österreich von 1519 bis 1534, oder der Einführung der Reformation in mehreren Phasen gegen den erbitterten Widerstand der Kirchenfürsten, immer wieder erspart.

Reformation

Im Herzogtum Wirtemberg wurde die Reformation anfangs 1534 und später zwischen 1550 und 1568 durchgeführt. Dornstetten wurde 1535 reformiert, Cresbach und Waldach aber erst 1626, nachdem diese Orte wirtembergisch geworden waren, in Tumlingen und Hörschweiler wurde die Reformation zweimal durchgeführt, endgültig erst 1638. Lützenhardt und Salzstetten blieben katholisch, denn im habsburgisch regierten Vorderösterreich wurde keine Reformation geduldet. Diese beiden Orte, die vordem kirchlich Dornstetten zugeteilt gewesen waren, wurden jetzt Horb unterstellt, und Lützenhardt, bis dahin nach Tumlingen eingepfarrt, wurde Filial von Salzstetten.

Kriegsnöte

Schwere Zeiten kamen im 17. Jahrhundert auf ganz Deutschland zu, und Südwestdeutschland war in dieser Zeit ein bevorzugter Kriegsschauplatz, zuerst im Dreißigjährigen Krieg 1618 bis 1648 und danach im Pfälzischen Erbfolgekrieg 1688 bis 1714. Immer wieder durchzogen gegeneinander kämpfende Truppen das Land, lagen irgendwo im Quartier, nahmen sich, was sie zum Leben brauchten, quälten die Menschen, mordeten und plünderten, brannten Städte und Dörfer nieder und lieferten sich verlustreiche Schlachten wie bei Wimpfen 1622, bei Nördlingen 1634, bei Tuttlingen 1643 oder bei Mergentheim 1645. Die Leiden der Bevölkerung waren furchtbar, überall brachen Seuchen aus, die Menschen starben massenweise. Aus dem Herzogtum Wirtemberg weiß man, dass in der Zeit von 1629 bis 1639 die Bevölkerungszahl von 450.000 auf etwa 100.000 zurückging, und dass etwa ein Drittel aller landwirtschaftlichen Nutzflächen und Gärten noch 1652 wüst und verwildert waren. In Tumlingen beispielsweise lebten einmal nur noch 22 Menschen, von Dornstetten wird berichtet, dass dort 1643 nur noch "wenig Leuth" waren. Doch damit war es noch nicht genug, 1688 brach erneut ein Kriegsheer, diesmal ein französisches, in Südwestdeutschland ein. Ludwig XIV. von Frankreich versuchte den französischen Machtbereich auf Kosten des geschwächten Deutschen Reiches nach Osten hin auszudehnen. Wiederum wurden Dörfer, Städte und Klöster niedergebrannt, Kontributionen erhoben, und aufs Nette das Land verwüstet. Unzählige Menschen wurden heimatlos, nicht nur in Deutschland, sondern auch in den Nachbarländern, in denen sich die Kriege abspielten. Was sich in dieser Zeit ständiger kriegerischer Bedrohung in Lützenhardt im einzelnen abgespielt hat, wissen wir nicht.

Kennzeichnend für die zwischenmenschlichen Schwierigkeiten, die es zu dieser Zeit im Waldachtal dadurch gab, dass nur Lützenhardt katholisch geblieben war, während alle anderen Gemeinden protestantisch wurden, ist der Versuch, der uns aus Tumlingen und Hörschweiler berichtet wird, den Hof zu Lützenhardt zu kaufen. Im Jahre 1685 haben danach die Bauern von Tumlingen und Hörschweiler an den Herzog Eberhard Ludwig von Wirtemberg die Bitte gerichtet, er möge den Hof kaufen, damit sie ihn dann ihrerseits dem Herzog abkaufen könnten. Zur Begründung führten sie an, der Maier sei Katholik und wickle seine Geschäfte immer gerade an protestantischen Feiertagen ab, und außerdem müssten sie befürchten, ihr Weiderecht auf dem Hof zu verlieren, und dass es über alles dies zu Streitigkeiten mit dem Maier kommen könnte, was aber vermieden werden könnte, wenn der Hof wirtembergisch würde. Außerdem nähmen sie an, dass der Herzog den Hof wohl billiger bekäme, als sie. Zwar könnten sie die Kaufsumme dem Herzog nicht bar bezahlen, doch wollten sie ihm dafür etwas mehr bezahlen, als er dafür ausgegeben hätte. Der Herzog ist auf diesen Vorschlag aber nicht eingegangen. Der Hof wurde 1694 dem Freiherrn David Keller von Schlaitheim vom Hause Österreich zu Lehen gegeben. Aus der Belehnungsurkunde geht hervor, dass der Hof zu dieser Zeit nur aus dem Wohnhaus des Maiers, dem Schafstall und einem kleinen Taglöhnerhaus bestanden hat.

Aus den darauffolgenden fünfzig Jahren sind uns nur zwei Ereignisse aus der unmittelbaren Nachbarschaft von Lützenhardt überliefert: 1722 brannte ein beträchtlicher Teil des großen Weiler Waldes zwischen Cresbach und Durrweiler ab, und ein Jahr später wurde an dieser Stelle das Dorf Herzogsweiler angelegt. Und 1737 brannte es in der Lützenhardter Mühle, wobei der Müller bei dem Versuch, seinen Hausrat zu bergen, ums Leben kam.

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